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Link zum ersten Teil des Tourenberichts |
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Zum Bericht "Familienwanderungen im Oberengadin (Teil 1) vom 20. bis zum 25.07.2005"
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7. Tag: Von St. Moritz auf den Sass da Muottas und Sass Runzöl |
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Ausblick ins Inntal über St. Moritz.
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Wir starten um 11 Uhr an der Via Chavallera (1800 m) in St. Moritz-Bad und wandern zunächst zur Bergstation Chantarella. Der Weg dorthin dauert über das Suvrettagebiet etwa eine Stunde. Der Aufstieg ist aber genauso gut auch von St. Moritz-Dorf aus über eine Fahrstraße möglich. Wer es noch bequemer haben möchte, kann mit dem Pkw bis zur Bergstation Chantarella (2005 m) hinauf fahren, aber der Parkplatz ist "Nur für Berechtigte", wie ein großes Schild hinweist. Leider weiß keiner von uns so genau, wer denn nun berechtigt ist, deshalb lassen wir das Auto heute lieber im Tal stehen und wandern selbst hinauf.
Ab Chantarella geht es durch schönen Lärchenwald hinauf Richtung Alp Laret. Vor einigen Jahren, als wir noch kleiner und unsere Beine und Füße kürzer waren, sind wir auch zur Alp Laret gewandert. Damals kam uns die Strecke ewig lang vor, dafür war sie aber auch damals schon landschaftlich sehr schön, da immer wieder Tiefblicke ins Inntal gewährt werden. Heute geht uns die Wanderung zur Alp viel zu schnell, denn schon nach 30 Minuten Fußweg vorbei am Funkturm (2077 m) von St. Moritz erreichen wir die Alp Laret (2103 m).
Von dort folgen wir dem breiten Weg zunächst Richtung Marguns, bevor wir schließlich links auf einen schmalen Pfad abzweigen und den Grasrücken Richtung Corviglia aufsteigen. Der Pfad führt am Sass da Muottas (2364 m) und Sass Runzöl (2448 m) vorbei, man kann jeweils kurz weglos auf die Bergspitzen stiefeln.
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Am Gipfel des Sass da Muottas legen wir erstmal unsere Mittagsrast ein. Heute ist ein herrlicher Tag! Die Sonne lacht und wir haben herrliche Ausblicke auf die Berninagruppe und ins Inntal hinab. Da schmeckt das Mittagsbrot gleich doppelt so gut!
Dann geht es weiter auf dem markierten Pfad über den Sass Runzöl bis zur Bergstation Corviglia (2486 m). Auf diesem Wegabschnitt grasen jede Menge Schweizer Kühe. Sie schauen uns kritisch hinterher, lassen uns aber zum Glück in Ruhe ihre Gipfel besteigen. Vor der Bergstation lassen wir die Kühe hinter einer Absperrung zurück und erreichen um 14.30 Uhr die Corviglia. Hier bläst ein kräftiger Wind! Also flüchten wir uns kurz in die Bergstation. Hier gibt es für Bergwanderer aber nicht viel zu bestaunen und so zieht es uns schnell wieder ins Freie.
Der höchste Punkt der Wanderung ist nun erreicht und es beginnt der Abstieg. Wir folgen dazu dem Weg hinab zur Signalbahnstation. Von hier kann man direkt nach St. Moritz hinabwandern, wir entscheiden uns aber in Anbetracht des herrlichen Sommerwetters noch für einen kleinen Abstecher Richtung Alp Suvretta (2211 m).
Hier überholen uns ein paar Mountainbiker. Kein Wunder, schließlich verläuft hier eine Teilstrecke des Engadiner Bikemarathons! Wir steigen aber weiterhin ganz gemütlich entlang des Ova Suvretta hinab und gelangen über die Straße zurück zum Ausgangsort, den wir gegen 17 Uhr erreichen. Was für eine schöne und doch so einfache Wanderung!
| Kurz vorm Sass da Muottas (2364 m).
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o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o (Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
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8. Tag: Besteigung des Muott' Ota |
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Leider kommen wir auch heute wieder nicht besonders zeitig los und so befinden wir uns um 11 Uhr im Ortszentrum von Segl-Maria (1809 m) am Pferdekutschenstand. Das Auto haben wir am Ortseingang von Segl-Baselgia zurückgelassen.
Wir folgen dem Wegweiser Richtung Muott' Ota und wandern so zunächst entlang der asphaltierten Straße, bis der Weg in den Wald abzweigt. Bald erreichen wir den Beginn des langen Rückens des Muott' Ota (= "hoher Bergrücken"). In Serpentinen geht es gemütlich aufwärts, die erste Rast genießen wir dann bei einer schönen Aussichtsbank in 2100 m Höhe. Eine große Wandergruppe mit Kindern hält ebenfalls kurz an und erfrischt sich am Wasser, dass an einer Tränke sprudelt.
Es geht immer weiter in Kehren aufwärts. Weiter oben macht sich eine Ziegenherde lautstark meckernd ebenfalls auf zum Gipfel. Man möchte immer wieder stehen bleiben und den prachtvollen Blick hinunter zu den Oberengadiner Seen und in die Bergwelt des Bergell und der Berninaalpen genießen.
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Aufstieg zum Muott' Ota (2448 m).
| Wolken ziehen heran. Im Hintergrund der Gipfel des Muott' Ota.
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Über den langgezogenen Höhenrücken steigen wir bis zur ersten deutlich ausgeprägten Kuppe auf und erreichen damit um 13.30 Uhr den Muott' Ota (2448 m), der nun "hoher Hügel" übersetzt heißt. Der Bergrücken führt von hier an weiter bis zu den Dreitausendern Piz Led (3088 m), Piz Güz (3168 m) und Piz Fora (3363 m). Damit trennt der Bergrücken des Muott' Ota das Fex- und Fedoztal voneinander.
Einsam ist es hier oben und so können wir in Ruhe unsere Mittagsbrote genießen, bevor es wieder an den Abstieg geht, denn der höchste Punkt der Wanderung ist nun erreicht. Da sich die Täler zusehens mit Wolken füllen, fällt es nicht schwer, sich von der ansonsten herrlichen Aussicht zu lösen.
Der Abstieg erfolgt über die weite Almfläche "Plaun Grand" zur Alp da Segl (2058 m). Der Weg dorthin ist teilweise sehr steil, aber nicht ausgesetzt. Wer seine Trekkingstöcke dabei hat, macht seinen Knien eine große Freude!
Von der Alp da Segl geht es zunächst über einen breiten Weg fast bis zum Talboden. Doch bevor man diesen erreicht, halten wir uns oberhalb und folgen einem schmalen Pfad, der relativ eben bis Fex-Crasta (1951 m) geht und wesentlich schöner als der Weg entlang des Bachs ist. Allerdings muss man die Augen gut offen halten, um den Weg nicht zu verpassen, da er nicht ausgeschildert, aber trotzdem markiert ist.
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Oben angelangt genießen wir die Aussicht.
| Abstieg über steile und schmale Pfade.
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Der Abstieg nach Sils erfolgt dann über Fex-Platta (1890 m) und führt über den Schluchtweg zurück zum Ausgangsort, den wir um 16 Uhr erreichen.
Damit sind wir einen hübschen Rundweg gegangen, der landschaftlich sehr abwechslungsreich ist und herrliche Ausblicke bietet. Das Fextal ist eines der schönsten Täler des Engadins und ist immer einen Besuch wert. Da es autofrei ist, hört man hier lediglich das Bachrauschen, das alles übertönt. In Fex-Crasta sind ein paar Cafés, die am Nachmittag zu einem Stück Kuchen als Belohnung für die Tour einladen.
o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o (Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
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9. Tag: Tageswanderung zur Diavolezza mit Besteigung des Munt Pers |
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Unsere Tour beginnt schon um 9.15 Uhr an der Talstation Bernina Diavolezza (2093 m). Für Autos steht ein großer kostenloser Parkplatz bereit, aber auch die Bahn hält direkt an der Talstation. Und so sind wir an diesem Morgen nicht die einzigen, die sich auf den Weg zur Diavolezza machen: Ein paar sind wie wir zu Fuß unterwegs, die meisten lassen sich jedoch bequem mit der Seilbahn hinauffahren.
Den Weg zu finden ist dementsprechend nicht schwierig. Da die Tour im Winter eine beliebte Skiabfahrt ist, ist der Weg hinauf zunächst ziemlich breit. Dennoch heißt dies nicht, dass der Weg nicht trotzdem idyllisch wäre - im Gegenteil! Murmeltiere flitzen nicht weit entfernt übers Geröll und am Wegesrand wächst Wollgras, das weiß und ganz weich wie Wolle ist!
Zudem sind schon jetzt im unteren Teil die Ausblicke herrlich. Wir können stets den Piz Campasc mit dem Lago Bianco sehen, den wir erst ein paar Tage zuvor bestiegen haben.
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Start zur Wanderung zur Diavolezza.
| Aufstieg mit herrlichen Aussichten, z.B. zum Piz Campasc.
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Um 10.30 Uhr legen wir eine kleine zweite Frühstückspause inmitten des Wollgrases ein und genießen die Ruhe und die Sonne. Weiter geht's hinauf! Um 11 Uhr erreichen wir den idyllischen kleinen Lej da Diavolezza (2575 m), der eine herrliche blaue Farbe hat. Wir testen kurz die Wasserqualität, müssen dann aber leider schon wieder weiter aufsteigen, denn der Weg wird sich noch ziemlich in die Länge ziehen.
Während wir in der immer heißer werdenden Sonne hinaufstiefeln, fährt eine Seilbahn nach der nächsten die Leute rauf und runter. Wir sehen die Gesichter der Seilbahntouristen, die uns wohl bemitleiden, dass wir uns hier hinauf"quälen" müssen. Dabei müssten eher wir die Leute in der Seilbahn bemitleiden, denn sie sind jeweils fast 20 Schweizer Franken ärmer und können dafür noch nicht einmal die Schönheit des Aufstiegsweges erfahren.
Vom Lej da Diavolezza geht es nun nicht nach rechts auf dem breiten Weg weiter. Hier verläuft im Winter lediglich die Skipiste. Wir Wanderer müssen im Sommer dem markierten Weg nach links folgen. Dieser führt uns nun auf einen wesentlich alpineren Steig, der auf dem Rücken des Sass Queder steinig hinauf führt. Laut Ausschilderung dauert es nun bis zur Diavolezza noch eine gute Stunde.
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Idyllischer Lej da Diavolezza (2575 m).
| Mittagsrast mitten in den Bergen.
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Aber wir haben genug Zeit und lassen uns auf einer schönen Felsplatte für eine kleine Mittagsrast nieder. Die Ausblicke sind einfach traumhaft und wir sind gespannt, was uns erst bei der Diavolezza erwartet!
Der weitere Aufstiegsweg führt uns auf und ab und immer wieder über kleine Restschneefelder. Dann folgen in den Fels gebaute Stufen nach oben, die aber drahtseilversichert sind. Hier kommen nun die ersten Seilbahntouristen heruntergewandert und so muss man jeweils aufeinander Rücksicht nehmen, damit alle gut aneinander vorbeikommen.
Das letzte Stück zieht sich. Vor jeder Kurve denkt man, dass man das Ziel erreicht hat. Und dann sehen wir die Diavolezzahütte schon in der Ferne leuchten.
Laut Günther Flaigs Gebietsführer für die Berninagruppe muss man kurz vor der Hütte ein kleines Firnfeld queren. Und tatsächlich, es taucht ein Firnfeld auf, das aber nicht wie erwartet weiß, sondern fast schwarz aussieht. Es macht keinen guten Eindruck und scheint uns nicht gut begehbar. Zudem rieseln immer wieder kleine Steine von oben herunter.
Wir müssen das Firnfeld also umgehen und dazu noch weiter aufsteigen. Bis wir endlich die Diavolezza (2973 m) erreichen, ist es bereits 13 Uhr. An der Hütte finden wir dann auch einen Hinweis, der offiziell auf die Umleitung des Wanderweges wegen Ausaperung des Firnfeldes hinweist. Wir haben also alles richtig gemacht.
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Diavolezzahütte und Bergstation der Diavolezzabahn. Im Hintergrund: Munt Pers.
| Blick zum Morteratschgletscher und zum gewaltigen Piz Bernina (4049 m).
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Auf der Diavolezza (2973 m) ist nun richtig viel los. Wanderer, Hochtourengeher und Seilbahntouristen gleichermaßen wuseln auf dem Plateau herum, fotografieren und essen auf der Sonnenterrasse der Diavolezzahütte zu Mittag. Da ist es gar nicht so einfach, einen ruhigen Platz für die Mittagsrast zu finden. Und weil hier so viel Trubel herrscht, können wir die grandiose Aussicht auch erst genießen, als die Rucksäcke abgestellt und Rastplatz gefunden sind. Der Blick auf den Morteratschgletscher mit Piz Palü und Piz Bernina ist einmalig schön! Nicht umsonst wird dieser Ort als "Festsaal der Alpen" bezeichnet!
La Diavolezza, die "schöne Teufelin": Einer Sage zufolge hauste vor vielen Jahren eine wunderschöne Bergfee zwischen Chapütschöl und dem Munt Pers. Sie wurde nur selten und flüchtig von Jägern gesehen und mit Vorliebe dann bestaunt, wenn sie über die Felswände des Munt Pers zum Lej da Diavolezza hinüberging, um ein erfrischendes Bad zu nehmen. Die jungen Jäger wurden ganz vernarrt und vorsichtig. Sie folgten der schönen Fee, die stets von einer Gemsenherde bewacht wurde, über die Felsengänge zu ihrem Felsenschloss. Was dort geschah, weiß man nicht, man ahnt es nur. Ein Jäger nach dem anderen verschwand und verlor sich am Munt Pers.
[Quelle: Oberengadin - Wanderkarte von Kümmerly + Frey, 1:60000]
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Heute merkt man davon nicht mehr viel, denn gespenstisch geht es auf der Diavolezza nicht zu. Während wir essen, können wir Seilschaften beobachten, die vom Piz Palü herunterkommen. Es muss eine Traumtour sein und fast beneiden wir sie ein bisschen, obwohl es dafür heute wirklich keinen Grund gibt. Auch wir werden heute noch einen Gipfel stürmen. Es lockt der 3207 m hohe Munt Pers, der "verlorene Berg".
Um 14 Uhr beginnen wir den Aufstieg über den Süd-Ost-Grat zum Munt Pers (3207 m), der mit einer Stunde veranschlagt ist. Eigentlich ist der Weg nicht schwierig, aber wir haben trotzdem mit Unerwartetem zu kämpfen: Etwa 15 Minuten nach dem Aufbruch kommen uns massenweise italienische Jugendliche entgegen, die sich auf dem Rückweg zur Hütte befinden. Wir hatten uns schon zuvor gewundert, als wir beobachtet haben, wieviele Leute auf dem Gipfel sind. Dass es nun etwa 150 Jugendliche sind (wir haben grob geschätzt!), damit haben wir wirklich nicht gerechnet.
Die Jugendlichen scheinen keine Wanderer zu sein. Viele sind mit Turnschuhen und Leisetretern unterwegs, was in diesem anspruchsvollen Gelände wirklich keine gute Idee ist. Einige telefonieren sogar während des Laufens mit dem Handy - die Vorurteile über Italiener werden doch immer wieder bestätigt. Da der Weg über grobes Blockwerk führt, müssen wir immer wieder anhalten und die Leute gruppenweise vorbeilassen, da sonst sie oder wir den Berg hinunterpurzeln. Etwa eine viertel Stunde geht uns dadurch insgesamt verloren und wir brauchen noch eine ganze Weile, bis wir uns von den Menschenmassen erholt haben. So etwas haben wir wirklich noch nicht erlebt!
Das letzte Stück zum Gipfel geht in kleinen Kehren aufwärts und dann sind wir um 15 Uhr endlich am Gipfel des
Munt Pers (3207 m). Hier oben throntein großer Steinmann und zum Glück ist von den italienischen Jugendlichen weit und breit nichts mehr zu sehen oder zu hören. Wir können uns also ganz auf den Aussichtsgenuss vom nun fast menschenleeren Gipfel aus auf die Berninaberge konzentrieren.
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Am großen Gipfelsteinmann des Munt Pers (3207 m).
| Abstieg über Schuttfelder zur Diavolezza.
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Die Höhe merkt man. Meine Mutter verspürte beim Aufstieg auf den letzten Metern schon ganz leichte Atemnot, aber bei der Gipfelrast kann sie sich wieder von den "Strapazen des Aufstiegs" erholen. Ein Blick auf die Uhr: Es ist schon nach drei und so langsam sollten wir wieder absteigen. Wenn wir noch bis zur Talstation laufen wollten, dann hätten wir noch einiges vor uns und wären sicher nicht vor 19 Uhr zurück am Auto.
Das wollen wir uns heute nicht mehr antun, zumal der Abstieg mitunter sehr steil ist. Um unsere Knie zu schonen, entschließen wir uns, mit der Seilbahn hinab zu fahren. Aber bis zur Diavolezza müssen wir trotzdem wieder hinabwandern und so machen wir uns auf den Weg.
Um 16 Uhr sind wir wieder auf der Diavolezza (2973 m) und sehen gerade noch die Seilbahn hinabgleiten. Nun gut, die nächste fährt schon in einer halben Stunde. Bis dahin können wir noch ein wenig ausruhen und ein letztes Mal die grandiose Aussicht genießen. Mit uns sind dann Piz-Palü-Begeher in der Bahn, die sich den Abstieg mit Seil und Pickel ebenfalls ersparen wollen.
17 Schweizer Franken kostet die Fahrt mit der sehr modernen Diavolezzabahn pro Person, dauert 10 Minuten und bietet prächtige Ausblicke auf den Wanderweg, den wir am Morgen noch hinauf gestiefelt sind. Alles in allem war es ein toller Wandertag, der zwar anstrengend war, aber dafür auch mit einem tollen Panorama gekrönt wurde. Die Wanderung zur Diavolezza gehört mit Sicherheit zu den schönsten Touren im ganzen Engadin!
o o o Kurzinfos zu dieser Wanderung zum Ausdrucken o o o (Eine Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen findet sich nochmals am Ende des Berichts)
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10. Tag: Von Silvaplana aus zum Lej da la Tscheppa |
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Der Lej da la Tscheppa (2616 m).
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Nach der langen und anstrengenden Tagestour am Vortag wollen wir heute wieder etwas gemäßigter wandern. Als Ziel haben wir uns den Lej da la Tscheppa (2616 m) oberhalb des Silvaplaner Sees ausgesucht.
Es geht um 11 Uhr los an der Julierpassstraße bei der Postbusstation Bunavera (2000 m), wo eine kleine Anzahl von Parkplätzen für Wanderer zur Verfügung steht. Wer lieber ohne Auto kommen möchte, kann mit dem Postbus bis Silvaplana fahren und von dort starten.
Wir folgen der Markierung Richtung Lej da la Tscheppa. Dazu geht es zunächst noch etwa 10 Minuten entlang der breiten Straße, dann jedoch steil in die Höhe auf einem immer schmaler werdenden Pfad. Um 11.30 Uhr machen wir Rast bei einer versteckten Bank, die jedoch eine prächtige Aussicht auf die Oberengadiner Seenplatte bietet.
Dann setzen wir den Aufstieg fort über einen engen und steinigen Pfad, der uns mit einiger Anstrengung und viel Schweißvergießen bis auf 2300 m Höhe führt, wo man eine Art breite Terrasse erreicht.
Diese wird nun in einigem Auf und Ab durchquert, dabei bleibt man jedoch lange Zeit stets auf etwa gleicher Höhe. Hier stoßen wir ununterbrochen auf kleine Seen, die Lejets da Muttaun. An einem dieser kleinen Bergseen rasten wir um 13.30 Uhr erneut, denn bis zum Lej da la Tscheppa scheint der Weg doch länger zu sein als zunächst gedacht!
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Mit neuen Kräften wandern wir weiter und erreichen plötzlich und fast ein wenig unerwartet doch schon gegen 14 Uhr den Lej da la Tscheppa (2616 m), der sich plötzlich hinter einer Kuppe zeigt. Von der Postbusstation Bunavera sollten es laut Wegweiser 2 Stunden bis zum See zu laufen sein, wenn man die Pausenzeiten abzieht, dann haben wir den Weg doch auch fast in dieser Zeit hinter uns gebracht.
Der See ist viel größer als nach Kartenansicht erwartet. Viele Leute haben sich heute hier nicht eingefunden und so können wir die Stille genießen.
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Blick hinab zum Silvaplaner See.
| Am Lej da la Tscheppa (2616 m). Im Hintergrund: Piz Polaschin.
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Um den See herum türmen sich einige interessant geformte Gipfel aus, die teilweise unnahbar aussehen. Es reizt besonders die Besteigung des Piz Polaschin, 3013 m. Dieser Gipfel wird wohl nur selten begangen, allerdings soll der Aufstieg durch das Schuttkar und anschließend über den Südgrat (Stellen I) sehr mühsam sein.
Wir wollen uns heute nicht übernehmen und belassen es beim Anblick des Gipfels. Um 15 Uhr brechen wir zum Abstieg auf. Dieser kann über zwei verschiedene Wege führen. Zum einen gibt es einen sehr schönen, aber auch sehr steilen Direktweg hinab zum Silvaplaner See. Zum anderen kann aber natürlich auch wieder den Aufstiegsweg zurückgehen.
Da der Himmel sich in diesem Moment immer weiter mit dunklen Wolken zuzieht, entscheiden wir uns für den bekannten Aufstiegsweg. Am Ende der Terrasse beginnt schließlich ein leichter Nieselregen, der bis zum Schluss der Wanderung anhalten soll. Im Sauseschritt springen wir hinab über die teilweise sehr hohen Steine, die sich auf dem Pfad breit machen und erreichen gegen 17 Uhr wieder den Parkplatz unterhalb der Postbusstation Bunavera.
Es war eine sehr reizvolle Wanderung, auf der wir zum Glück entgegen unseren Befürchtungen keine Schlangen angetroffen haben. Katharina Hess hat den Berg in ihrem "Großen Bündner Wanderbuch" (zusammen mit Paul Emanuel Müller) als "Schlangenberg" bezeichnet, weil es bei ihrer Wanderung zum Lej da la Tscheppa am steinigen, sonnigen Ostabhang nur so von Schlangen wimmelte. Dabei handelte es sich um eine giftige Gattung der Alpenviper, die grau und schwarz gefärbt ist und einen glänzenden, charakteristisch eckigen schuppenbedeckten Kopf hat. Also sind bei dieser eigentlich leichten Wanderung in jedem Fall festes Schuhwerk von Nöten!
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11. Tag: Vom Ospizio Bernina zum Aussichtspunkt Sassal Mason |
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Da heute das Wetter leider nicht optimal ist und wir mit Regen rechnen müssen, planen wir lieber keine ausführliche Tageswanderung. Stattdessen wollen wir uns heute den Aussichtspunkt Sassal Mason oberhalb des Lago Bianco anschauen.
Wir starten unsere Wanderung am Ospizio Bernina (2307 m), wo wir unser Auto auf einem großen Parkplatz lassen können. Zunächst geht es hinab zum Uferweg des Lago Bianco (2253 m) und in Richtung Sassal Mason.
Der Lago Bianco hat eine interessante Geschichte zu bieten, denn früher bestand er eigentlich aus zwei Seen. Seinen Abfluss hatte der weiße See damals im Süden, wo das milchige Gletscherwasser durch eine enge Felsenschlucht zum Lago del la Scala und gegen das Val da Pila gelangte.
Heute ist der Lago Bianco jedoch auf beiden Seiten gestaut. Die 18 Millionen Kubikmeter nutzbaren Wasser werden durch die Kraftwerke Brusio zur Erzeugung von elektrischer Energie verwendet.
Der Weg verläuft parallel zur Bahnstrecke und dann über die Staumauer relativ eben. Anschließend geht es noch ein kleines Stück aufwärts und schon erreichen wir um 12.30 Uhr das Restaurant und den Aussichtspunkt Sassal Mason (2355 m). Hier legen wir erstmal eine gemütliche Mittagsrast ein. Dabei kann man von Sassal Mason eigentlich eine fantastische Fernsicht über die vielen Gipfel der Puschlaver Berge zu den fernen Bergamasker Alpen genießen. Heute ist der Blick durch die vielen Wolken leider nur eingeschränkt, aber man kann die Tief- und Fernblicke erahnen.
| Aufstieg zum Aussichtspunkt Sassal Mason.
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Besonders auffällig an Sassal Mason sind vor allem die beiden sogenannten Crotti. Diese charakteristischen runden Steinhütten sind aus Trockenmauern erstellt, werden vom Wasser durchflossen und dienen somit aufgrund ihrer konstanten Innentemperatur als ausgezeichnete Kühlräume zur Lagerung von Milch, Käse und sonstigen Vorräten. Diese Crotti findet man im Puschlav auf vielen Alpweiden und Maiensässen. Es gelingt uns zum Glück auch ein kurzer Blick in eines der Crotti, das hauptsächlich Wein beinhaltet.
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Zwei sogenannte Crotti am Restaurant Sassal Mason.
| Innenansicht eines Crotti.
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Weiterhin können wir von Sassal Mason auf den Palügletscher blicken, der von den imposanten Berspitzen des Piz Varuna im Süden sowie vom Piz Palü und vom Piz Cambrena im Norden eingerahmt wird. Nach der Rast und dem ausführlichen Aussichtsgenuss machen wir uns wieder auf den Rückweg, der zunächst wieder hinab zur Staumauer führt. Zum Ospizio Bernina wandern wir dann am anderen Seeufer vorbei am Cambrenadelta zurück und erreichen gegen 16 Uhr wieder den Parkplatz.
Eine schöne kurze und vor allem für Familien mit Kinderwagen bestens geeignete Wanderung!
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12. Tag: Besteigung des Piz Padella |
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Heute steht unsere letzte Engadin-Wanderung für diesen Sommer an und da soll es natürlich noch einmal ein kleiner Höhepunkt sein. Wir haben uns deshalb den Piz Padella (2857 m) hoch über Samedan ausgesucht und wollen diesem nun aufs Haupt steigen. Das Wetter ist schon am morgen perfekt und es scheint ein traumhafter Bergtag zu werden!
Es geht um 9.45 Uhr los am Parkplatz Muntarütsch (1772 m) oberhalb von Samedan. Von hier aus steigen wir in einer Stunde zunächst zur Alp Muntatsch (2186 m) auf. Nun kann man erstmals einen ausgiebigen Blick auf die imposante Bergspitze des Piz Padella werfen. Zugegebenermaßen sieht der Gipfel von hier ziemlich unnahbar und sehr weit entfernt aus, aber davon lassen wir uns nicht aufhalten.
Es geht nun zunächst relativ eben weiter zur nächsten kleinen Hütte, die sich in 2233 m Höhe befindet. Von hier machen wir uns auf in Richtung Marguns und dann leicht aufwärts entlang der Via Engiadina. Von dort folgen wir dann einem Abzweig zum Piz Padella, den man nicht verpassen darf!
Es gibt noch eine andere Aufstiegsmöglichkeit, die evtl. etwas kürzer ist, dafür aber steiler verläuft. Dazu geht man von der Alpe direkt zu Margunin ("Heuschober") nahe einer mit 2411 m hohen Einsattelung und zweigt von dort links ab.
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An der Alp Muntatsch (2186 m). Im Hintergrund: Piz Padella (2857 m).
| Durch steile Geröllfelder hinauf zum Piz Padella.
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Beide Wege führen schließlich auf den felsigen Ausläufer Sass Alv (2510 m). Dieser wird links umgangen und dann steigen wir zum breiten Nordrücken des Piz Padella auf.
Hier nehmen wir unsere Mittagsmahlzeit ein, da wir nicht wissen, ob weiter oben noch einmal ein so guter Rastplatz für vier Wanderer zu finden ist. Wir lassen uns deshalb auf den großen Gesteinsblöcken nieder und lassen die anderen Gipfelaspiranten an uns vorbeiziehen.
Anschließend geht es endlich auch für uns zum Gipfelsturm. Der Weg führt nun bald wie erwartet durch steiles Gelände. Eine Art Rinne, die mit Geröll gefüllt ist, muss hinauf gekraxelt werden, was zwar nicht schwierig ist, aber Schwindelfreiheit erfordert, denn mitunter sind die Tiefblicke gewaltig.
Der Weg wird zum Gipfel hin immer schmaler und teilweise auch etwas ausgesetzt. Stolpern sollte man hier keinesfalls! Kleinere Kinder sind dringend an die Hand zu nehmen. Leider müssen nicht schwindelfreie Wanderer den Gipfelaufstieg spätestens hier wohl aufgeben, da die Tiefblicke immer beeindruckender werden. Konzentriert setzen wir einen Fuß vor den nächsten und gelangen zuletzt etwas steil durch kleine Felsstufen um 13.40 Uhr zum Ostgipfel des Piz Padella (2857 m).
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Aussicht unterhalb des Gipfels hinab ins Engadin.
| Freude über das Erreichen des Gipfels des Piz Padella.
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Die Aussicht auf das Engadin und die Berninaberge ist großartig! Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt.
Der Name des Gipfels bedeutet dem Wort nach eigentlich "Pfanne", allerdings hat er nichts mit dem Küchenutensil zu tun. Der Piz Padella ist nach einem im 16. Jahrhundert erwähnten Bürger Samedans benannt.
Wer trittsicher und klettererfahren ist, kann über die Gratverbindung noch weglos zum etwas höheren Westgipfel des Piz Padella (2884 m) weitersteigen. Besonders schwierig soll der Übergang nicht sein, allerdings ist er sehr ausgesetzt. Wir verzichten auf den Westgipfel und genießen lieber noch ein wenig die grandiose Aussicht, bevor wir schließlich den Abstieg antreten. Dieser erfolgt auf dem Aufstiegsweg und so erreichen wir um 16.45 Uhr wieder den Parkplatz Muntarütsch (1772 m). Natürlich kann man auch den Abstieg über die Kirche St. Peter oberhalb Samedans wählen, um den Rückweg etwas abwechslungsreicher zu gestalten.
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Fazit |
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Aussicht unterhalb des Gipfels hinab ins Engadin.
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In diesem Jahr haben wir nun schon zum achten Mal unseren Familiensommerurlaub im Oberengadin verbracht und können daher sagen, dass die Touren in diesem Jahr besonders schön und intensiv waren. Wir haben uns in den Jahren konditionell enorm gesteigert. Während wir früher lediglich zwei bis drei Stunden unterwegs waren, unternehmen wir mittlerweile am liebsten Tagestouren, um die Bergwelt ausgiebig zu genießen. Das Oberengadin bietet eine unheimliche Vielfalt an Wanderungen, sodass die Routenauswahl mitunter wirklich schwer fällt.
Die Wanderungen in diesem Bericht und in dem vom Vorjahr sind aus unserer Sicht eine Auswahl der schönsten, interessantesten und erlebnisreichsten Wanderungen im ganzen Oberengadin und wir können nur empfehlen, diese Wanderungen selbst durchzuführen und damit eine der schönsten Regionen der Schweizer Alpen zu erkunden.
In einer Familie genauso wie in einer anderen Wandergruppe richtet sich die Tour immer nach dem schwächsten Mitglied. Dementsprechend sollten die Wanderungen immer so geplant werden, dass alle Freude daran haben. Neben der Planung muss dann natürlich auch die Durchführung entsprechend angepasst sein.
Deshalb sollte wenigstens einer stets ein Auge auf das Gehtempo, die Pausenzeiten, die Getränkeversorgung und die Verpflegung haben, damit die Tour nicht zur Tortur wird!
Lasst es gemütlich angehen und genießt die Engadiner Sonne!
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Übersicht der Kurzinfos |
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o o o Übersicht der Kurzinfos zu allen Wanderungen zum Ausdrucken o o o (Die Kurzinfos zu den einzelnen Wanderungen finden sich jeweils am Ende des beschriebenen Tages)
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