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Vor zwei Jahren haben wir Anfang Mai schon einmal eine viertägige Fahrradtour durch die Pfalz, das Elsass und die Vogesen unternommen und dabei viele schöne Eindrücke und stramme Waden mit nach Hause genommen.
Dieses Jahr haben wir uns über das verlängerte Pfingstwochenende erneut auf unsere Fahrräder geschwungen, um eine Rundtour im Schweizer und Französischen Jura zu fahren.
Jura bezeichnet ein ca. 300 km langes Gebirge bzw. einen Höhenzug, der nordwestlich des Alpenkammes bzw. des schweizerischen Mittellandes an der Schweiz-Französischen Grenze liegt. Daher unterteilt man die Region auch in das Französische Jura und das Schweizer Jura. Die Landschaft des Jura ist im nördlichen Teil von vielen grünen Wäldern und blauen Seen geprägt, während sich im mittleren Gebiet vermehrt kleine Weindörfer, Kalkfelsen und plätschernde kleine Flüsse zeigen. Im Süden des Jura liegen die höheren Berge, die prachtvolle Aussichten bieten. Die Landschaft ist hier von Nadelwäldern, Tälern und Gletscherseen geprägt.
Um möglichst viel vom Jura auf unserer Rundtour zu sehen, haben wir die Route wie schon bei der Tour durch das Elsass zuvor in vielen Stunden am heimischen Computer geplant, um möglichst wenig von Autos befahrene und trotzdem aussichtsreiche Wege zu finden. Die fertige Route wird dann vom GPS, das am Fahrrad von Thorsten gut sichtbar befestigt ist, während der Fahrt auf einer digitalen topografischen Karte angezeigt und erspart unterwegs das oft mühsame und ständige Papierkartenstudium.
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Wegverlauf in Google Earth
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Start: in Glovelier, südwestlich von Basel
1. Etappenziel: Loray
2. Etappenziel: Lac de Bellefontaine
3. Etappenziel: Les Verrières
Ende: in Glovelier
Der genaue Streckenverlauf ist unten in Google Earth sichtbar. Durch Verschieben der Karte und mittels der Zoomfunktion lassen sich mehr Details erkunden.
Download des Tracks als .gpx (318 kb)
(Rechtsklick und "Ziel speichern...")
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Samstag, 22. Mai 2010
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Die ersten Meter der viertägigen Tour.
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Nachdem wir alles für die viertägige Fahrradreise gepackt und zunächst im Auto samt Fahrrädern verstaut hatten, ging es am Samstag vor Pfingsten endlich los. Zunächst mussten wir mit dem Auto erst einmal 2 ½ Stunden bis zum Ausgangsort, einem kleinen Dorf in der Schweiz namens Glovelier, südwestlich von Basel, fahren. Dort haben wir das Auto geparkt, die Fahrräder endgültig mit dem Gepäck beladen und dann ging es vier Tage lang nur noch mit Muskelkraft vorwärts.
Gleich zu Beginn ging es von Glovelier, das auf einer Höhe von 515 m ü.M. liegt, über eine ruhige Straße hinauf zur Passhöhe Col de la Croix auf 789 m ü.M.
Anschließend sind wir vorbei an schönen Wäldern und Wiesen in einer leicht hügeligen Landschaft immer mal ein paar Höhenmeter rauf- und wieder runtergefahren.
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Noch vor der Mittagsrast folgte dann an einem landwirtschaftlichen Hof, an dem wir vorbeiradeln mussten, ein kleiner Schock: Wie aus dem Nichts schoss plötzlich ein laut bellender und Zähne fletschender Hofhund auf uns zu. Thorsten wollte eigentlich gerade noch schauen, auf welchem der zwei Wege an der Kreuzung es weitergeht, aber dazu kamen wir nicht mehr. Wir sind schnell wie der Wind in eine Richtung geradelt. Der Hund folgte uns zunächst ganz dicht, es fühlte sich an, als würde er gleich in die Hinterreifen beißen, aber dann ließ er letztlich doch locker und wir mussten erst einmal tief durchatmen. Glücklicherweise hatten wir in der Panik den richtigen Weg genommen, sonst hätten wir noch einmal zurückfahren müssen. In den nächsten Tagen sollten dann zum Glück keine derartigen Überraschungen mehr auf uns warten.
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Stetig geht es bergauf.
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Der weitere Weg führte uns dann stetig am Fluss Doubs entlang, bis wir die größere Ortschaft Saint-Hippolyte auf 373 m ü.M. erreichten. Hier befanden wir uns nun nicht mehr in der Schweiz, sondern bereits in Frankreich.
Es war Kaffeezeit, aber an eine gemütliche Pause im Straßencafé war nicht zu denken, da wir uns noch einige Kilometer bis zum ersten Etappenziel vorgenommen hatten. Nach Saint-Hippolyte ging es 6 km über eine wenig befahrene Straße aufwärts bis auf 720 m ü.M. Ein toller Blick über die Wälder und hügelige Landschaft des nördlichen und mittleren Jura bot sich uns.
Nun hatten wir alle längeren Steigungen für heute geschafft und es ging noch einige Kilometer relativ eben bis nach Loray. Hier haben wir unser erstes Nachtquartier aufschlagen können. Nach einem leckeren Abendessen vom Campingkocher, konnten wir uns im Schlaf für den nächsten Tag ausruhen.
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Thorsten braucht eine Pause
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Tagesstrecke: ca. 90 km
Tageshöhenmeter: ca. 1000 Höhenmeter bergauf
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Sonntag, 23. Mai 2010
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Als wir am Pfingstsonntag aufwachten, zeigte sich das Wetter erneut von seiner besten Seite: strahlend blauer Himmel und die Sonne lugte auch schon über die sanften Hügel des Jura.
Um 8 Uhr waren wir wieder abfahrtbereit und schwangen uns auf die Sättel. Zunächst ging es nach Avoudrey, einer kleinen verschlafenen Gemeinde in der Nähe, die aber immerhin über eine auch am Sonntag geöffnete Boulangerie (französische Bäckerei) verfügte. Hier haben wir uns erst einmal ein großes Baguette als Verpflegung für den Tag gekauft. Wir hatten zwar das meiste an Verpflegung (Bouletten, Käse, Kekse, Müsliriegel, Schokolade, .) in den Fahrradtaschen dabei, aber ein frisches Brot ist dennoch eine willkommene und notwendige Abwechslung.
Nach dem Zwischenstopp an der Bäckerei ging es erneut ein paar Höhenmeter aufwärts, danach folgte gleich wieder die Abfahrt ins nächste Tal, das aber trotzdem noch auf 870 m ü.M. lag.
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Perfekter Start in den zweiten Tourentag.
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Saftige Wiesen.
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Die Landschaft ist wird immer hügeliger.
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Bergauf mussten wir mit dem vielen Gepäck kämpfen.
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Der weitere Streckenverlauf war sehr hügelig, stets ein paar Meter aufwärts und wieder abwärts, bis wir den sogenannten "Chemin du train" (zu deutsch "Eisenbahnweg") erreichten. Der Eisenbahnweg führt auf einer Strecke von 18 km bis nach Pontarlier, einer größeren Stadt im Jura, immer oberhalb entlang des Flusses Doubs. Weil der Weg über eine ehemalige Eisenbahnschienenstrecke gebaut wurde, heißt er nun Eisenbahnweg und ist ausschließlich für Radfahrer und Wanderer freigegeben. Die 18 km bis nach Pontarlier sind schnell gefahren, da die Strecke nahezu eben verläuft. Pontarlier ist mit 837 m ü.M. die zweithöchste Stadt Frankreichs, war aber leider nicht besonders schön, sondern laut und stickig. Nichts wie weiter!
Von Pontarlier ging es nun wieder einige Höhenmeter bergauf und anschließend bergab auf 860 m ü.M. Der weitere Weg verlief am Westufer des Lac de Saint-Point, einem im Sommer beliebten Badesee und immerhin der viertgrößte Natursee Frankreichs.
Es war nun schon zeitiger Nachmittag und deshalb auch allerhand Touristenverkehr am See. Wir sind zwar oberhalb des Ufers entlang geradelt, konnten aber nur kurze Ausblicke aufs Wasser genießen, da viele Autos und Motorräder die Uferstraße befuhren. Kein Wunder am Pfingstsonntag bei diesem herrlichen Wetter!
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Thorsten freut sich über etwas Schatten im Wald.
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Blick in die weite Landschaft.
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Der Frühling leuchtet.
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Seenlandschaft im Jura.
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Herrliche Wege zum Radfahren.
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Die weitere Route war schnell geradelt, bevor es nun wieder kräftiger aufwärts ging. Eine ganz neu asphaltierte ruhige Straße führte uns zunächst hinauf bis auf ca. 1100 m ü.M.
Die Landschaft war nach wie vor von ausgedehnten Wäldern und einem hügeligen Terrain geprägt. Gegen 19 Uhr erreichten wir schließlich kurz vor der Schweizer Grenze den Lac de Bellefontaine, einem Moorsee auf 1036 m ü. M. und etwa 40 km nördlich der Stadt Genf (Luftlinie). Direkt am See konnten wir unser Zelt für die kommende Nacht aufschlagen.
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Abendessen nach über 100 km in den Beinen.
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Blick aus dem Zelt auf den idyllischen See.
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Tagesstrecke: ca. 109 km
Tageshöhenmeter: ca. 1400 Höhenmeter bergauf
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Montag, 24. Mai 2010
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Kaum gestartet, geht es schon wieder ordentlich bergauf.
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Auch am Montag Morgen strahlte uns wieder ein klarer blauer Himmel an, das Wetter sollte auch an diesem Tag wieder perfekt werden.
Nach dem Frühstück ging es zunächst in Serpentinen durch einen schönen Wald hinauf und anschließend wieder hinunter zum nächsten Ort. Hier steuerten wir als erstes die örtliche Bäckerei an, um uns wieder mit frischem Baguette für den Tag einzudecken. Am Ortsausgang ging es über die Grenze zurück von Frankreich in die Schweiz.
Wenn man an die Schweiz denkt, denkt man als erstes immer an viele und hohe Berge und passenderweise mussten wir kurz nach der Schweizer Grenze gleich eine größere Steigung von 400 Höhenmetern aufwärts strampeln. Wir waren hier allerdings nicht alleine, denn den Pfingstmontag haben bei dem sommerlichen Wetter natürlich noch viele weitere Radfahrer genutzt.
Auf der Passhöhe angekommen, haben wir natürlich erst einmal eine schöne Mittagsrast eingelegt und bei frischem Baguette und Käse wieder Kraft für den weiteren Weg getankt.
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Oben auf der Passhöhe, bereit für die Abfahrt.
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Wahnsinnsausblick auf die Berge.
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Endlich eine Abkühlung!
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Es folgte anschließend eine schnelle Abfahrt ins Tal. Zwischendurch konnten wir fantastische Ausblicke auf den Genfer See und im Hintergrund die Alpen mit dem übermächtigen Montblanc genießen.
Danach verlief der Weg stets auf nahezu gleich bleibender Höhe bis kurz vor dem Neuenburger See (Lac de Neuchâtel), den größten vollständig in der Schweiz liegenden See. Vom kleinen Bergdorf Baulmes aus ging es nun jedoch nicht hinab zum Seeufer, sondern in Serpentinen wieder hinauf in bergigere Regionen des Jura. Auf einer Strecke von 7 km mussten 600 Höhenmeter bewältigt werden - und das in der Nachmittagshitze! Zum Glück schlängelte sich der Weg jedoch durch ein waldiges Gebiet, das stets schattige Abschnitte bot.
Nach eineinhalb Stunden hatten wir schließlich die Passhöhe am Col de L'Aiguillon in 1293 m ü.M. erreicht. Nun befanden wir uns wieder auf dem Gebirgsrücken des Jura. Noch ein paar Kilometer weiter mussten wir noch ein letztes Mal für diesen Tag ein paar Höhenmeter hoch- und runterstrampeln, ehe wir pünktlich zur Abendbrotzeit an unserem Übernachtungsplatz eintrafen.
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Ob das Kletterfelsen sind?
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Und nochmals der Blick zu den Bergen.
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Typische Jura-Landschaft.
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Abendlicher Ausblick vom Übernachtungsplatz.
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Tagesstrecke: ca. 107 km
Tageshöhenmeter: ca. 1750 Höhenmeter bergauf
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Dienstag, 25. Mai 2010
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Und schon neigte sich die Fahrradrundtour ihrem Ende zu, aber einen Tag und knappe 100 km hatten wir noch vor uns. Von Les Verrières (930 m ü.M.), unserem Übernachtungsort, ging es wieder durch ein schönes Wäldchen in ein Hochtal, vorbei an einem schönen See und schließlich bis zur größeren Stadt Le Locle (920 m ü.M.). Die Industriestadt Le Locle gilt als Wiege der schweizerischen Uhrmacherei. Uns hat die Stadt inmitten der schönen ländlichen Umgebung jedoch nicht so gut gefallen und so sind wir lieber weiter durch die Wälder und Hochebenen zum nächsten Zwischenziel geradelt.
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Start in den letzten Tourentag.
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Rast an einem See.
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Mal wieder eine ordentliche Steigung.
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Auf dem Höhenrücken Montagne du Droit.
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Zwischenziel Mont-Soleil, 1289 m ü. M..
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Es folgte nach ein paar Kilometern die größte Stadt des Hochjuras, und zwar La Chaux-de-Fonds. Sie liegt auf rund 1000 m ü. M. und ist damit eine der höchstgelegenen Städte Europas. Hier war es aber auch wieder trubelig durch den vielen Autoverkehr, den man nach drei Tagen Radtour in überwiegend dünn besiedelter Landschaft gar nicht mehr gewöhnt ist. Nach einer kurzen Pause sind wir also weitergefahren, bis wir den langgezogenen Höhenrücken Montagne du Droit erreichten. Hier mussten noch die beiden höchsten Gipfel, der Mont Soleil (Sonnenberg, 1289 m ü. M.) und der Mont Crosin (1268 m ü. M.) überwunden werden, bevor es die letzten Kilometer des Tages nur noch abwärts bis zum Ausgangsort Glovelier (515 m ü.M.) ging. Nach einer sehr steilen Abfahrt am Schluss erreichten wir schließlich gegen 15.30 Uhr zufrieden und wohlbehalten unser Auto.
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Kurz vor dem Start- und Endpunkt: Glovelier.
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Tagesstrecke: ca. 97 km
Tageshöhenmeter: ca. 1000 Höhenmeter bergauf
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Fazit
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Insgesamt hatten wir wirklich tolle vier Tage! Wie schon bei der Tour vor zwei Jahren im Elsass hatten wir auch im Jura wieder das Gefühl, ewig unterwegs gewesen zu sein.
Das Wetter hat perfekt mitgespielt, denn wir hatten jeden Tag traumhaften Sonnenschein und nahezu immer blauen Himmel, sodass wir an Armen, Beinen und im Gesicht auch ziemlich viel Farbe bekommen haben. Kurzum: Die Rundtour durchs Jura hat sich wirklich gelohnt! Wir haben viele schöne Ausblicke gehabt, anstrengende Aufstiege bewältigt, uns den Wind bei den Abfahrten um die Nase wehen lassen und uns bei alledem wirklich gut erholt vom Alltag.
Insgesamt sind wir durch das Jura über 400 Kilometer und 5150 Höhenmeter gefahren - und das mit all dem Gepäck! Wir hoffen, dass wir euch mit diesem kleinen Bericht und den Fotos einen Eindruck von unseren Erlebnissen vermitteln konnten.
Mal sehen, wohin uns die nächste Fahrradtour führt.!
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