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| 1. Tag: Aufstieg zur Oberzalimhütte |
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Mit dem Auto sind wir, Thorsten und ich, auf dem Weg nach Brand (1037 m) im Rätikon, wo unsere 5-Tages-Tour von Hütte zu Hütte beginnen soll. Für uns beide ist das Rätikon Neuland und wir sind gespannt, was uns so dicht an der Grenze zur Schweiz erwarten wird.
In Bludenz legen wir zunächst noch einen Zwischenstopp ein, kaufen dort in einem Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten und steuern dann auf Bürs zu, fahren an der Gemeinde Bürserberg vorbei und erreichen schließlich den hübschen Ferienort Brand. Noch einmal halten wir kurz, um den letzten Einkauf vor Beginn der Tour zu tätigen: Wir brauchen noch eine passende Wanderkarte und entscheiden uns für die Schweizer Montafonkarte (1 : 50000).
Ein paar hundert Meter weiter finden wir einen großen Wanderparkplatz und stellen das Auto dort ab.
Nach einem Mittagsimbiss kann es nun endlich losgehen! Wir kontrollieren noch einmal, ob wir auch wirklich alles eingepackt haben, was nötig ist, und stiefeln schließlich los.
Obwohl es der erste Tourentag ist, haben wir uns einiges vorgenommen. Zunächst soll es bis zur Oberzalimhütte (1889 m) gehen. Dort werden wir pausieren und dann gleich weiter zur Mannheimer Hütte (2679 m) aufsteigen. Das sind insgesamt gut 1600 Höhenmeter und vor allem für mich wird der Rest des Tages wohl sehr anstrengend werden.
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Der Weg zur Oberzalimhütte beginnt direkt am Parkplatz - sogar die Speisekarte kann man hier schon studieren. Während ich schon darüber nachdenke, welche Speisen ich mir am liebsten alle auf der Hütte gönnen würde, wandern wir eine breite Fahrstraße hinauf.
Viele Abzweigungen versuchen uns auf der ersten Wegeshälfte zu verwirren, doch noch mehr Hinweisschilder weisen uns den richtigen Weg. Zur Oberzalimhütte führen offensichtlich mehrere verschieden lange und unterschiedlich schwierige Wege. Wir entscheiden uns für den kürzesten und leichtesten.
Wir wandern vorbei an der Unterzalimalpe (1366 m), passieren die Mittelzalimalpe (1603 m) und zumindest ich habe langsam das Gefühl, dass die Fahrstraße überhaupt kein Ende nimmt. Unser vorläufiges Ziel, die Oberzalimhütte, können wir weder sehen, noch erahnen, denn mittlerweile hat sich das Wetter verschlechtert. Zwar war es schon zu Beginn der Wanderung recht wolkenverhangen, doch je höher wir kommen, desto trüber scheint es zu werden.
Die Kuhherde, die wir unterwegs treffen, scheint von dem Wetter auch nicht sonderlich begeistert zu sein.
Aber nichts desto trotz setzen wir unseren Aufstieg fort und müssen die letzten Meter in dichtem Nebel gehen, bis wir schließlich am frühen Nachmittag die Oberzalimhütte erreichen.
Draußen ist es mittlerweile auch sehr kühl geworden und so sind wir froh, dass wir in der Hütte eine schöne heiße Brühe schlürfen können.
Wir sind nicht die einzigen Gäste. Neben ein paar anderen Wanderern sitzt auch eine vierköpfige Männergruppe, die uns schon beim Aufstieg zur Oberzalimhütte überholt hat, im Gastraum und speist zu Mittag.
| Auf dem Weg zur Oberzalimhütte.
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Plötzlich klingelt das Hüttentelefon und eine der Verantwortlichen für die Hütte nimmt den Hörer ab. Schon nach kurzer Zeit bekommen wir mit, dass sich zwei Erwachsene mit zwei Kindern auf dem Brandner Gletscher im Nebel verirrt haben. Per Telefon wollen sie den Weg zur Mannheimer Hütte erfragen, doch eine Wegbeschreibung ist natürlich unmöglich, denn keiner kann bestimmen, wo sich die vier Leute auf dem Gletscher befinden. Nach der Beendigung des Gesprächs wird der Hüttenwirt der Mannheimer Hütte informiert, um nach den Leuten zu suchen.
Nach der erholsamen Rast machen wir uns aber schließlich wieder zum Abmarsch bereit, denn allzu spät wollen wir nicht an der Mannheimer Hütte ankommen. Als wir die Hütte verlassen, stellen wir mit Schrecken fest, dass es mittlerweile zu regnen angefangen hat. Also gehen wir gleich wieder ins Trockene zurück, streifen Regenhose und -jacke über uns und die Regenhülle über die Rucksäcke und machen uns auf den Weg Richtung Mannheimer Hütte.
Direkt nach uns verlässt auch die Männergruppe die Hütte. Wir sind etwas erstaunt über ihre Bekleidung, denn keiner hat lange Hosen an. Dabei sind diese bei solch einem Wetter wirklich nötig. Kurze Zeit später lassen wir uns von der Gruppe erneut überholen.
Zur Mannheimer Hütte führen ebenso wie zur Oberzalimhütte verschiedene Wege. Thorsten und ich planen eigentlich über den Leibersteig zu gehen. Der Leibersteig ist ein drahtseilgesicherter alpiner Steig, der in den Fels gesprengt wurde. Laut AV-Führer und den Hinweisschildern am Wegesrand ist Schwindelfreiheit und Trittsicherheit absolut erforderlich. Wir denken, dass der Steig für uns gut machbar sein müsste - nur das Wetter gibt uns zu denken.
Die Männergruppe ist auf dem gleichen Weg wie wir unterwegs. Bereits von weiter unten können wir die Männer beim Einstieg in den Leibersteig beobachten, allerdings sieht es nicht besonders gut aus, wie sie über den felsigen Steig "eiern". Bei diesem Anblick beginne ich bereits zu zweifeln, ob wir tatsächlich bei diesem Wetter den Aufstieg guten Gewissens fortsetzen können.
Nach etwa 200 Höhenmetern, die wir von der Oberzalimhütte aus aufgestiegen sind, finden wir schließlich auch den Einstieg zu besagtem Leibersteig. Meine Befürchtung bewahrheitet sich. Dadurch, dass der Regen seit dem Abmarsch von der Hütte noch zugenommen hat, ist der Steig nun völlig nass und durch den felsigen Grund sehr rutschig. Außerdem kommt bereits jetzt schon einiges an Wasser vom Fels herunter und es müssen mehr oder weniger große Sturzbäche befürchtet werden, wenn der Regen anhält. Ebenso wissen wir nicht, ob weiter oben der Regen nicht am Fels gefriert. Wir entschließen uns also wieder umzukehren und die Nacht in der Oberzalimhütte zu verbringen, da uns der weitere Weg bei diesen Witterungsverhältnissen zu gefährlich erscheint. Wir wundern uns noch einmal über die vier Männer, die mit ihren kurzen Hosen bei dem starken Regen, dessen Ende auch nicht absehbar ist, den Aufstieg gewagt haben und steigen schließlich wieder ab.
Als wir wieder an der Oberzalimhütte ankommen, ist die Bergwacht bereits eingetroffen. Über die Fahrstraße sind die Männer von Brand aus mit ihrem Jeep die 800 Höhenmeter hinaufgefahren, die wir mittags mühsam hochgelaufen sind.
Während wir uns in der Gaststube aufwärmen, beobachten wir das Geschehen, aber leider erfahren wir nicht sehr viel Neues. Wir wissen nicht, ob die vier Leute, die sich auf dem Gletscher verirrt haben, ausreichend warme Kleidung dabei haben, denn in 2600 m Höhe dürfte es bei diesem Wetter ziemlich kalt sein. Am Morgen habe es an der Mannheimer Hütte wohl sogar geschneit.
Nach vielen Minuten des Wartens und einigen Telefongesprächen mit dem Koch der Mannheimer Hütte, der offensichtlich weder Deutsch noch Englisch richtig versteht, fahren die Männer der Bergwacht schließlich mit der Seilbahn, die hauptsächlich für Materialtransporte genutzt wird, aber auch für Personentransporte zugelassen ist, zur Mannheimer Hütte hinauf.
Den ganzen Abend über erfahren wir keine Neuigkeiten mehr. Stattdessen genießen wir das leckere Abendessen, dass uns nach dem verregneten Nachmittag richtig gut tut. Außerdem spielen wir mit dem Vater einer vierköpfigen sehr netten holländischen Familie eine französisch-holländisch-ostdeutsche Variante des Kartenspiels Mau-Mau.
Für alle, die es einmal nachspielen wollen, hier die besonderen Regeln:
- Bei einer 7 muss man zwei Karten ziehen. (französisch)
- Bei einem Ass muss man eine Runde aussetzen. (ostdeutsch)
- Einen Buben kann man auf jede beliebige Karte legen und darf sich dann eine Farbe wünschen. (ostdeutsch)
- Wenn man nur noch eine Karte auf der Hand hält, muss man einmal auf den Tisch klopfen. Wer dies vergisst, muss eine Karte ziehen.
- Wenn man alle Karten abgelegt hat, muss man zweimal auf den Tisch klopfen. (holländisch)
Der Abend ist jedenfalls trotz des Regens doch sehr hübsch und unser Lager, das nur sechs Matratzen umfasst, glücklicherweise nicht voll belegt, sodass wir eine ruhige Nacht verbringen können.
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| 2. Tag: Mannheimer Hütte und Panüelerkopf |
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Gleich am Morgen erfahren wir von zwei Frauen, die im gleichen Lager wie wir untergebracht waren, dass man die vier Leute, die sich am Tag zuvor auf dem Brandner Gletscher verirrt hatten, noch am Abend wohlbehalten gefunden hat. Die Männer der Bergwacht sind wieder mit der Seilbahn hinuntergekommen, als Thorsten und ich schon längst im Lager schlummerten. Die Frauen hatten offensichtlich noch Gelegenheit mit ihnen zu sprechen.
Wir sind froh über diese gute Nachricht und können uns jetzt ganz der Planung des heutigen Tages widmen.
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| Aufstieg zur Spusagangscharte. Im Hintergrund: Einstieg zum Leibersteig.
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Da wir am gestrigen Tage nicht bis zur Mannheimer Hütte gekommen sind, wollen wir nun heute dorthin aufsteigen. Geht man über den Leibersteig, so erreicht man die Hütte laut der Hinweisschilder am Wegesrand in knapp drei Stunden. Da wir heute aber genug Zeit haben, nehmen wir lieber den Weg, der auf die Spusagangscharte über den Straußsteig führt. Dieser Weg ist etwas länger, aber sicherlich genauso anspruchsvoll wie der Leibersteig.
Zunächst geht es wieder in Richtung Leibersteig - den Weg kennen wir ja nun schon, da wir ihn am Vortag bereits gelaufen waren. Etwa 50 Höhenmeter unterhalb des Einstiegs zum Leibersteig gibt es eine Abzweigung. Wir nehmen diese und folgen einem schmalen Pfad, der sich zunächst relativ eben durchs Gras schlängelt.
Anschließend geht es durch ein kleines, nicht allzu steiles Geröllfeld hinauf bis auf eine Scharte, an der wir einige Minuten pausieren, um das zweite Frühstück zu verzehren. Von hier aus geht es nun entweder auf den Oberzalimkopf oder hinunter in den Ort Nenzinger Himmel. Wir wandern zunächst in Richtung Nenzinger Himmel, nehmen aber rechtzeitig einen Abzweig zum Straußsteig.
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Ab da ist Konzentration gefragt, denn es geht nun einige Höhenmeter im Fels hinauf. Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein, denn an einigen Stellen geht es recht steil hinunter. Ein wenig leichte Kletterei im I. Grad muss auf dem Straußsteig auch gemeistert werden. Sogar eine kleine Leiter, die schon recht wackelig ist, ist mit dabei.
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Eigentlich planen wir, den Straußsteig weiter bis auf den Panüelerkopf (2859 m) zu gehen, um dann vom Gipfel aus zur Mannheimer Hütte abzusteigen, aber während der Wanderung ändern wir unseren Kurs noch einmal, steigen vom Strauß- zum Leibersteig ab und laufen direkt zur Mannheimer Hütte. Der letzte Teil des Leibersteiges, den wir nun begehen, ist sehr gut passierbar, denn an allen kritischen und auch weniger kritischen Stellen, ist der Steig mit noch ziemlich neuen Drahtseilen gesichert. Sogar kleine Holztreppen und Geländer wurden an manchen Stellen gebaut.
Alles könnte so schön sein, nur das Wetter spielt leider nicht mit. Schon von früh an ist es sehr stark bewölkt und wir laufen fast nur im Nebel.
Die gute Laune lassen wir uns davon aber nicht verderben. Gegen 12 Uhr erreichen wir die von Wolken umhüllte Mannheimer Hütte, die um diese Uhrzeit noch ziemlich leer ist. Wir gönnen uns eine heiße Brühe, essen Knäckebrot mit Wurstaufstrich dazu und warten auf Wetterbesserung. Nach dem Essen entdeckt Thorsten dann ein Spiel mit dem Titel "1000 Kilometer". Das Spiel sieht aus wie neu - die Spielkarten sind noch geordnet und völlig unbenutzt. Der Blick auf das Erscheinungsjahr verblüfft uns dann aber doch: Offensichtlich liegt das Spiel seit Mitte der 70er Jahre dort in der Mannheimer Hütte und wurde bisher von niemandem benutzt. Eine kuriose Sache und natürlich ein Grund, die Spielanleitung zu studieren und ein paar Runden zu spielen. Auch wenn das Spiel ganz spaßig ist, so schauen wir doch immer wieder aus dem Fenster nach dem Wetter. Gegen 14 Uhr klart es dann endlich auf! Wir packen das Spiel wieder zusammen und legen es dorthin zurück, wo es wahrscheinlich bereits knapp 30 Jahre lang gelegen hat, und machen uns zum Gipfelsturm bereit.
| Der Straußsteig.
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| Auf dem Gipfel des Panüelerkopf.
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Wir wollen die Sonne, die nun immer öfter aus der sich lichtenden Wolkendecke herausschaut, nutzen und doch noch auf den Panüelerkopf steigen. Der Weg geht stetig bergauf durch ein großes Geröllfeld. Ein wenig muss man schon aufpassen, um sich nicht an den Felsblöcken die Knie zu stoßen, denn das geht recht schnell, wie Thorsten leider erfahren muss. Glücklicherweise hinterlässt die Kollision neben einem leisen Schmerzensaufschrei nur leichte Schrammen und einen blauen Fleck und so können wir den Weg auf den Gipfel nach kurzer Erholungspause fortsetzen.
Der Aufstieg dauert keine Stunde und dann kommen wir schließlich auf dem Panüelerkopf an. Die Aussicht ist nun leider nicht mehr so optimal, aber ab und an kann man die Mannheimer Hütte erblicken.
Da wir ganz allein auf dem Gipfel sind, verweilen wir einige Zeit und versuchen noch einen freien Platz im Gipfelbuch zu finden. Doch alle Seiten sind bereits beschrieben. Andere Wanderer haben schon lose Zettel hineingelegt.
Wir beschließen, es mit zur Hütte herunterzunehmen und dem Hüttenwirt zu geben.
Nach der langen Gipfelrast geht es schließlich wieder hinunter zur Hütte, auf der wir dann den Abend gemütlich ausklingen lassen werden. Das Wetter ist zum Abend hin immer besser geworden. Man hat einen herrlichen Blick auf die Schesaplana und den Brandner Gletscher.
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Da noch genügend Zeit ist, überlegen wir auch noch den Hausberg der Hütte, den Wildberg (2788 m), "mitzunehmen", denn man benötigt maximal 30 Minuten für den Aufstieg. Als wir jedoch kurz vorm Losgehen sind, bemerken wir, dass eine große Gruppe recht redefreudiger Wanderer in diesem Moment auch auf den Wildberg steigen möchte. Da wir eigentlich lieber in Ruhe die Aussicht vom Wildberg genießen wollen, verschieben wir den Gipfelsturm auf den nächsten Morgen und bleiben auf der Terrasse der Hütte in der Sonne sitzen, bis es gegen 18 Uhr Abendessen gibt. Wir verschlingen beide eine große Portion Spaghetti, die ausgezeichnet ist. Der Koch der Hütte scheint zwar - wie wir gestern auf der Oberzalimhütte ja mitbekamen - weder Englisch noch Deutsch gut zu beherrschen, aber kochen kann er dafür umso besser.
An diesem Abend erleben wir - Thorsten mehr, ich leider weniger - noch einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Als wir uns im Lager befinden, um unsere Schlafsäcke auszurollen, bemerken wir plötzlich, dass sich einige Leute nur unweit von der Hütte versammelt haben und Richtung Nenzinger Himmel schauen. Den Lichtverhältnissen nach zu urteilen, geht die Sonne wohl gerade unter. Thorsten schnappt seine Kamera und sprintet hinunter, um vielleicht ein paar schöne Bilder zu machen.
| Die Schesaplana mit dem Brandner Gletscher. Am linken Bildrand: die Mannheimer Hütte.
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Ich wäre ihm gern gefolgt, nur dummerweise habe ich derart dünne Hüttenschuhe aus Stoff und Filz an, dass ich damit nicht hinausgehen kann, da vor der Hütte alles von Steinen gesäumt ist. In diesem Moment empfinde ich diesen Umstand aber als nicht allzu schlimm und beobachte vom Fenster aus, wie die Menschen den Sonnenuntergang bestaunen. Die untergehende Sonne kann ich vom Fenster allerdings nicht sehen.
Richtig ärgern über meine Hüttenschuhe tue ich mich erst, als Thorsten mit den Bildern wieder zurückkommt. Auf dem Display der Kamera kann ich die Fotos betrachten und bin hin und weg. Es ist wirklich schade, dass ich diesen wundervollen Untergang der Sonne über dem Wolkenmeer verpasst habe. Im nächsten Jahr werde ich bestimmt Badelatschen als Hüttenschuhe mitnehmen.
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| Sonnenuntergang nahe der Mannheimer Hütte.
| Sonnenuntergang nahe der Mannheimer Hütte.
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Mit den herrlichen Bildern im Kopf legen wir uns schließlich gegen 21.30 Uhr schlafen. Diese Nacht wird leider recht unangenehm. Das Lager ist sehr groß - 30 Personnen haben theoretisch Platz. Die Unruhe ist also vorprogrammiert, da die Hütte ziemlich voll ist. Viel schlimmer ist jedoch, dass mir ein Lagerplatz zugeteilt wurde, der nur für Personen ausreicht, die höchstens 1,60 m groß sind. Durch die Dachschräge, unter der wir schlafen, und der schiefen Konstruktion des Lagers, ist mein Schlafplatz so kurz, dass ich die Beine nicht ausstrecken kann. Thorstens Schlafplatz ist zwar ein bisschen länger, aber bei weitem nicht akzeptabel. Glücklicherweise sind die beiden Plätze neben uns nicht belegt, sodass wir uns schließlich quer über drei Matratzen legen und endlich schlafen können.
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| 3. Tag: Wildberg, Schesaplana und Douglasshütte |
| Die Berge des Montafon am Morgen.
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Heute können wir fast ein wenig ausschlafen: Erst um 7 Uhr krabbeln wir aus unseren Schlafsäcken und frühstücken kurze Zeit später gemütlich und in aller Ruhe in der Gaststube.
Nach dem Frühstück geht es dann erstmal ohne Gepäck nur mit dem Fotoapparat hinauf auf den Wildberg (2788 m). Wir steigen durch ein recht steiles und unangenehmes Geröllfeld hinauf, bis wir in felsigeres Gebiet kommen. Zwei kleine leichte Kletterstellen müssen überwunden werden und um 9.30 Uhr stehen Thorsten und ich auf dem Gipfel. Der Aufstieg hat bloß 20 Minuten in Anspruch genommen.
Die Stille hier oben ist fantastisch. Die Aussicht ebenso. Wir blicken auf die Schesaplana, die wir im weiteren Verlauf des Tages erklimmen wollen. Wir schauen herüber zur Zimba, die unverkennbar aus der Bergkette heraussticht. Es ist einfach herrlich und wir würden am liebsten noch länger oben bleiben.
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Doch die Schesaplana ruft! Also steigen wir wieder zur Mannheimer Hütte hinab, um dort unsere Rucksäcke zu holen.
Auf dem Weg nach unten bricht mir jedoch plötzlich die Spitze meines Trekkingstocks ab. Durch den Schwung, den wir beim Abstieg haben, verliere ich sofort das Gleichgewicht und bin im Begriff hinzufallen. Gerade noch rechtzeitig drehe ich mich in Bauchlage und kann den Sturz noch halbwegs abbremsen. Wie gut, dass ich die Fingerhandschuhe angezogen habe, denn dadurch bleibt mein Handballen von Verletzungen verschont. Meine Beine hat der Sturz jedoch etwas mitgenommen, wie sich auch in den folgenden Tagen zeigen wird. Neben einigen Schürfwunden zieren nun viele mittelgroße blaue Flecken meine Ober- und Unterschenkel. Dennoch bin ich froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Nur die Spitze meines Trekkingstocks lässt sich leider nicht mehr auffinden. Thorsten und ich suchen noch eine Weile, geben es dann aber schließlich auf.
Mit dem einen Trekkingstock muss ich nun in den nächsten Tagen ein wenig aufpassen, denn ohne Spitze hat man damit wesentlich weniger Halt an manchen Stellen.
Den weiteren Rückweg zur Mannheimer Hütte gehe ich jetzt natürlich besonders langsam an, denn ein bisschen wackelig auf den Beinen bin ich nun doch. Auch wenn der Sturz eigentlich wirklich wilder aussah, als er letztendlich war, so muss man solche Erlebnisse doch immer erst noch verarbeiten.
An der Mannheimer Hütte angekommen, nehmen wir gleich noch beim Sonnenbad auf der Terrasse unser zweites Frühstück ein und schauen zum Brandner Gletscher herüber, den wir in Kürze zum Teil überqueren müssen.
Der Hüttenwirt hat am Vortag geraten, mit der Überquerung bis etwa 9 oder 10 Uhr zu warten, da dann das Eis etwas angetaut ist und man besser hinübergehen kann. Wir liegen also genau richtig in der Zeit.
| Am Gipfelkreuz des Wildbergs.
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Wir schnallen unsere Rucksäcke um und steigen zum Gletscher hinab. Thorsten hat ein Paar Grödel dabei, die ich mir gern umschnalle, da dies meine erste Überquerung eines Gletschers ist und für mich das Gehen über Eis noch recht ungewohnt ist - Thorsten kann aber auch ohne Grödel problemlos über den Gletscher laufen. Anseilen muss man sich auf dem Brandner Gletscher nicht, da er fast spaltenfrei ist. Außerdem liegt fast kein Krümel Schnee mehr auf dem Eis und somit wären alle möglichen Spalten ohnehin sichtbar.
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Nach der unproblematischen Überquerung des Gletscherstückes erreichen wir schließlich das Felsgebiet, das mitten im Gletscher herausragt. Es geht weiter hinauf, doch eigentlich möchten wir andauernd stehen bleiben, um den tollen Blick auf die Schesaplana zu genießen. Das Wetter ist heute einfach großartig und wir sind froh, einen so guten Tag für den Aufstieg zum höchsten Berg des Rätikons erwischt zu haben.
Nebenbei beobachten wir noch ein Pärchen, das uns zunächst bis auf die Felsen gefolgt ist und dann den Weg über den Gletscher hinauf zur Schesaplana fortsetzt. Die beiden haben weder Steigeisen noch Grödel und dementsprechend schwierig gestaltet sich für sie der Aufstieg - zumal sie auch noch fast die steilste Stelle gewählt haben. Wir befürchten, dass einer der beiden jeden Moment stürzt und den Gletscher hinunterrutscht, doch sie haben Glück und können alle Ausrutscher abfangen.
Zur gleichen Zeit läuft ein einzelner Wanderer den Gletscher hinunter. Obwohl er Trekkingstöcke hat, kommt er nur sehr langsam voran. Er scheint auch Probleme zu haben, auf dem Eis das Gleichgewicht zu halten.
| Der Brandner Gletscher mit der Schesaplana.
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Ich bin froh, dass wir den Weg über die Felsen gewählt haben. Wir steigen jetzt weiter hinauf und stapfen schließlich die letzten Meter durch den Schnee, bis wir die Scharte auf 2806 m Höhe erreichen. Hier verläuft auch die Landesgrenze zur Schweiz.
Von nun an wandern wir immer auf der Grenze entlang zur Schesaplana hinauf. Der Weg durchs Geröll ist heiß - die Sonne brennt auf uns herab, aber das Gipfelkreuz schon in Sichtweite traben wir gemütlich auf die Schesaplana hinauf.
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| Am Gipfelkreuz der Schesaplana.
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Um 13 Uhr ist es dann vollbracht - wir stehen auf dem höchsten Berg des Rätikons und blicken Richtung Schweiz, denn es heißt, man könne von hier oben bis ins Engadin auf die Bernina-Berge schauen. Leider versperren uns dicke Quellwolken, die mal mehr und mal weniger werden, die Sicht.
Ärgerlich ist auch, dass die Schesaplana von unheimlich vielen Menschen bevölkert wird. Die meisten sind vom Lünersee, an dem sich eine Seilbahnstation befindet, aus aufgestiegen.
Wir haben bereits vor unserer Tour gelesen, dass die Schesaplana ein richtiger Modeberg geworden ist. Offensichtlich stimmen diese Informationen.
Und deshalb kann man sich natürlich auch nicht allein mit dem Gipfelkreuz ablichten lassen - es stehen immer irgendwelche anderen Wanderer im Hintergrund.
Nichts desto trotz gönnen wir uns jetzt erst einmal eine ausgiebige Gipfelrast. Wir verspeisen Müsliriegel und Äpfel und schauen den Dohlen zu, wie sie nach den Broten der vielen Touristen gieren.
Auch wenn man auf der Schesaplana um die Mittagszeit vergeblich nach Stille sucht, so hat sich der Aufstieg trotzdem sehr gelohnt, denn man kann von hier aus das gesamte Rätikon überblicken.
Nachdem wir unser Mahl verzehrt haben, wenden wir unsere Blicke dem Lünersee zu. Vom Gipfel aus sieht er noch sehr weit entfernt aus. Es ist kaum vorstellbar, dass wir noch heute bis dort hinunter absteigen werden.
Aber ein Schritt folgt nach dem anderen und so geht es zunächst hinunter bis zur Totalphütte, wo wir eine Pause einlegen, um frisches Wasser zu tanken.
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Leider sind die Waschbecken so klein, dass es recht schwierig ist, unsere Flaschen zu befüllen. Also wollen wir uns zur Abwechslung ein Schiwasser gönnen, nur leider muss man dazu erst die Bedienung an seinen Tisch winken. Da allerdings so gut wie alle Tische besetzt sind und sie alle in der prallen Sonne stehen, die wir jetzt möglichst meiden wollen, füllen wir doch mühsam unsere Flaschen mit dem Leitungswasser auf und setzen den Abstieg ohne Schiwasser fort.
In rasantem Tempo düsen wir jetzt hinunter, überholen Rentner, die über die Jugend staunen, und andere Wanderer, die uns nicht aufhalten wollen. Gegen 16 Uhr erreichen wir schließlich den Lünersee, der von vielen Touristen umrundet wird.
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Kurz vor der Douglasshütte treffen wir sogar auf drei junge Frauen, die versuchen - die Absatzschuhe in der Hand - barfuß den Hang hinunter zum Ufer des Sees zu laufen. Hilfe!
Wir gehen schnell weiter und lassen uns zunächst in der Douglasshütte nieder, um zu verschnaufen, denn unser eigentliches Ziel für heute ist die Heinrich-Hueter-Hütte. Nach dem schnellen Abstieg sind wir jedoch so erschöpft und durchgeschwitzt, dass wir uns dann doch entschließen trotz des Tohuwabohus in dieser Hütte zu bleiben.
Wir duschen, beziehen unsere Lager und als wir wieder auf die Terrasse der Hütte hinaustreten, trauen wir unseren Augen nicht: Alle Leute sind weg! Tische und Bänke sind plötzlich leergefegt, die Bar ist verschwunden und der Postkartenständer auch. Die so unerwartet eingetretene Ruhe ist herrlich und so genießen wir die Abendsonne, die bald hinter den Bergen verschwindet.
Wenig später finden wir auch eine Erklärung für das plötzliche Verschwinden der Menschenmassen: Die letzte Seilbahn war abgefahren. Somit blieben nur noch die wenigen Übernachtungsgäste übrig, die sich zu diesem Zeitpunkt wohl auch lieber im Inneren der Hütte aufgehalten haben.
| Blick auf den Lünersee.
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Der Rest des Abends gestaltet sich dann sehr ruhig, denn es ist wenig Betrieb auf der Hütte. Nach dem Abendessen, das sehr lecker ist, legen wir uns dann aber bald zu Bett, denn der anstrengende Tag und die viele Sonne haben uns sehr müde gemacht.
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| 4. Tag: Heinrich-Hueter-Hütte, Zimbajoch und Sarotlahütte |
| Blick auf die Zimba.
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Nach dem Frühstück stiefeln wir zunächst Richtung Heinrich-Hueter- Hütte (1766 m), die wir eigentlich schon am Vortag erreichen wollten. Es geht zunächst etwa 100 Höhenmeter hinunter und anschließend wieder 200 Höhenmeter hinauf zum Saulajoch (2065 m).
Dieser Wegabschnitt zwischen Douglasshütte und Saulajoch ist nur trittsicheren Wanderern zu empfehlen, da doch ein paar Stellen dabei sind, die mit Drahtseilen gesichert sind. Wenn man Trekkingstöcke dabei hat, ist der Weg allerdings gar kein Problem.
Die Heinrich-Hueter-Hütte kann man auch noch über einen anderen einfacheren Wanderweg erreichen. Dazu muss man die Lünerkrinne (2155 m) passieren, um von dort zur Hütte abzusteigen. Diese Variante ist jedoch länger als der Weg über das Saulajoch.
Bereits am Morgen sind viele Wanderer Richtung Saulajoch unterwegs. Einige scheinen den Saulakopf erklimmen zu wollen.
Unser Ziel soll allerdings die Zimba (2643 m) sein.
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Ab dem Saulajoch wird der Abstiegsweg jedoch recht unangenehm. Das Laufen an sich ist zwar sehr hübsch und die fantastische Aussicht auf Saulakopf und Zimba sowieso, doch die Sonne brennt hier knapp unterhalb der 2000-Meter-Marke brutal herab. Außerdem ist der Pfad an vielen Stellen von Latschenkiefern gesäumt. Bereits am Morgen fühlen wir uns daher wie in der Sauna und sind froh, als wir endlich die im Schatten liegende Terrasse der Heinrich-Hueter-Hütte erreichen.
Hier legen wir unsere Frühstückspause ein.
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Thorsten nutzt die Gelegenheit, um die Hüttenwirtin nach dem Aufstieg zur Zimba zu befragen, denn nachdem er am Abend des Vortages im AV-Führer den gesamten Text zur Besteigung gelesen hat, sind ihm Zweifel gekommen, ob der Gipfel überhaupt für uns machbar ist. Wie die Wirtin dann bestätigte muß bei der Tour, die durchgängig im II. Schwierigkeitsgrad verläuft, noch eine Platte im III. Grad überwunden werden, die wohl aber auch umgangen werden kann.
Somit steht also fest, dass ich mir den Gipfelsturm auf die Zimba vorerst einmal aus dem Kopf schlagen muss. Thorsten hingegen kann es vielleicht allein versuchen, da er bereits genügend Klettererfahrung hat.
Nach der aufschlussreichen Frühstückspause marschieren wir nun also zum Zimbajoch (2387 m) hinauf. Die Hitze ist heute jedoch wirklich fast unerträglich, denn der Aufstieg erfolgt in endlosen Serpentinen am Südhang entlang.
Die letzten 200 Höhenmeter zum Joch müssen über Fels und Stein aufgestiegen werden. Auch hier ist wieder viel Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Der Steig ist aber gut mit Drahtseilen gesichert. Leichte Kletterstellen müssen überwunden werden und nach dem ziemlich anstrengenden Aufstieg erreichen wir gegen 13 Uhr schließlich das Zimbajoch, auf dem es leider auch nicht wesentlich kühler ist.
| Aufstieg zum Zimbajoch.
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Von hier aus können wir nun den ungefähren Aufstieg zum Gipfel der Zimba sehen. Allerdings sind heute bereits mehrere Seilschaften am Klettern, sodass auch Thorsten den Gipfelsturm auf ein anderes Mal verschiebt, da ohne Schutzhelm die Gefahr einer Verletzung durch Steinschlag doch recht groß ist. Des Weiteren dürfte jetzt um die Mittagszeit der Fels ziemlich aufgeheizt sein.
Stattdessen genießen wir lieber gemeinsam die tolle Aussicht. Wir sitzen auf der herrlichen Blumenwiese, die das ganze Joch überzieht, verspeisen unsere Mittagsmahlzeit und lassen die Blicke schweifen. Ab und an schauen wir auch zu den Kletterern an der Zimba hinauf. Dort oben ist jetzt richtig viel los und wir sind froh, hier auf dem Joch entspannen zu können.
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| Panoramablick vom Zimbajoch.
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Als es uns dann aber langsam doch zu sonnig und heiß auf dem Joch wird, machen wir uns für den Abstieg am Nordhang bereit. Wir wandern durch das mitunter recht steile Geröllfeld hinunter. Der Weg geht dann in einen alpinen, zum Teil wieder drahtseilgesicherten Steig über, in dem sogar eine recht lange Leiter, die dieses Mal allerdings sehr vertrauenswürdig aussieht, zu überwinden ist.
Anschließend wandelt sich der Steig in einen hübschen Pfad, der uns durch Sträucher und Bäume, die endlich ein wenig Schatten spenden, führt. Die letzte Rast legen wir an einem hübschen Bächlein ein, um uns mit dem kalten Wasser zu erfrischen.
Gegen 16 Uhr erreichen wir dann die Sarotlahütte (1611 m). Wir beziehen unsere Lager und verkrümeln uns erstmal in die Waschräume, um uns und einen Teil unserer Kleidung zu waschen. Zum Trocknen hängen wir Kleidung und Handtücher auf der Dachterrasse auf.
Interessante Bücher der Berwacht und hübsch bebilderte Bergzeitschriften lesend verbringen wir den verbleibenden Nachmittag im Gastraum der Hütte. Gern wären wir auch hinaus vor die Hütte gegangen, doch dort sind leider keine Schattenplätze verfügbar.
Am Abend geht es in das sehr großzügige Lager, das sich im Laufe des Nachmittags dann doch noch mit Menschen gefüllt hat. Unsere vorerst letzte Hüttenübernachtung im Rätikon steht bevor.
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| 5. Tag: Abstieg nach Brand |
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Den heutigen Tag können wir ganz entspannt angehen, denn wir müssen nur noch nach Brand (1037 m) absteigen. Das sind aber immerhin auch knapp 600 Höhenmeter und so werden wir wohl auch erst gegen Mittag wieder den Wanderparkplatz erreichen.
Der Weg führt uns von der Sarotlahütte stetig bergab durch einen hübschen schattigen Wald. Wieder müssen wir einige Rentner überholen - wieder staunt man über die dynamische Jugend.
Während des Abstiegs überqueren wir mehrmals den Sarotlabach, der recht viel Wasser führt. Die Vögel zwitschern zum Bachrauschen dazu und der Morgen ist dadurch richtig idyllisch.
In etwa 1000 m Höhe wird der Waldweg dann zu einer teilweise betonierten Fahrstraße, die immerzu hoch und runter geht.
Wir kommen an einem Golfplatz vorbei, an dem Schilder, die auf gefährliche herumfliegende Golfbälle hinweisen, aufgestellt sind. Wir treffen junge Leute, die die Rasenflächen bewässern, wieder andere Leute, die mit ihren Hunden am Alvierbach spielen und wandernde Familien, die wohl aus dem heißen Tal flüchten wollen.
Nach langem Marsch über Stock, Stein und Beton erreichen wir schließlich wieder das Ortszentrum von Brand, wo wir uns endlich an kleinen Trinkwasserbrunnen erfrischen können.
Der Weg bis zum Parkplatz zieht sich dann noch ein wenig in die Länge, aber rechtzeitig zum Mittagessen finden wir uns wieder an dem Platz, wo unser Auto noch immer steht, glücklich ein.
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| Fazit |
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Das Rätikon ist ein landschaftlich sehr schönes Gebiet, das für erlebnisreiche Hüttenwanderungen gut geeignet ist.
Der Weg zur Oberzalimhütte ist noch anspruchslos und daher ideal zum "Warm-Wandern". Sowohl der Leiber- als auch der Straußsteig führen zur Mannheimer Hütte, sie sind aber beide nur für trittsichere und vor allen Dingen schwindelfreie Wanderer geeignet. Den Leibersteig gehen die meisten Wanderer, die zur Mannheimer oder Oberzalimhütte wollen. Er wurde daher auch erst vor ein paar Jahren mit neuen Drahtseilen und Stufen ausgestattet, die man bedenkenlos benutzen kann.
Der Straußsteig wird hingegen deutlich weniger begangen. Das mag daran liegen, dass er insgesamt etwas länger als der Leibersteig ist. Außerdem müssen hier einige leichte Kletterstellen sowie eine Leiter, die nicht mehr allzu stabil befestigt ist, überwunden werden. Die Orientierung ist im Fels jedoch recht gut, da der günstigste Wegverlauf entsprechend markiert ist.
Die Begehung des Straußsteiges lohnt sich vor allem für alle Wanderer, die vor Erreichen der Mannheimer Hütte noch den Panüelerkopf besteigen wollen.
| Blumenwiese auf dem Zimbajoch.
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Die Besteigung des Wildbergs, der Hausberg der Mannheimer Hütte, lohnt sich bei gutem Wetter auch auf jeden Fall, da er nur 20 bis 30 Minuten zu Fuß von der Hütte entfernt ist. Bis auf eine leichte Kletterstelle ist der Gipfelsturm nicht schwierig.
Die Schesaplana, der höchste Berg des Rätikons, ist für jeden halbwegs konditionsstarken Wanderer gut machbar. Der Aufstieg von der Mannheimer Hütte aus über den Brandner Gletscher, der fast spaltenfrei und daher gut passierbar ist, nimmt nicht viel Zeit und Mühe in Anspruch. Der Abstieg, der ebenso unproblematisch wie der Aufstieg ist, erfolgt in Richtung Lünersee mit möglichem Zwischenstopp auf der Totalphütte.
Empfehlenswerter für die Übernachtung ist jedoch die Douglasshütte am Ufer des Lünersees.
Der Steig hinauf zum Saulajoch erfordert wieder etwas mehr Trittsicherheit, aber viele gut positionierte Drahtseile helfen beim Überqueren der für manche vielleicht etwas kritischen Stellen.
Der weitere Weg zur Heinrich-Hueter-Hütte ist dann ideal zum Entspannen und Landschaftsgenuss geeignet. Wie wir im Nachhinein festgestellt haben, wäre eine Besteigung des Saulakopfes noch lohnenswert gewesen. Der Abzweig befindet sich gleich nach dem Saulajoch.
Von der Heinrich-Hueter-Hütte aus geht es in vielen Serpentinen am Südhang hinauf zum Zimbajoch. Besonders an heißen Sommertagen ist dieser Weg sehr anstrengend und schweißtreibend. Etwa 200 Höhenmeter vor dem Joch geht der Pfad in einen kleinen alpinen Steig über, der an vielen Stellen mit Drahtseilen gesichert ist. Die leichte Kletterei erfordert vor allen Dingen Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, da es an manchen Stellen doch recht ausgesetzt ist. Die Trekkingstöcke stören auf diesem Wegabschnitt auch mehr als dass sie helfen. Es ist ratsam, sich hier und da lieber auf seine Hände zu verlassen.
Ist man aber schließlich auf dem Zimbajoch angekommen, kann man die Aussicht in vollen Zügen genießen. Vor allen Dingen der Blick hinunter ins Rellstal mit den sattgrünen Wiesen- und Waldflächen ist wunderbar!
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Der Abstieg zur Sarotlahütte ist besonders im oberen Teil für die Knie etwas belastend, da der Weg sehr steil hinunter geht. Die Trekkingstöcke sind hier auf jeden Fall eine gute Hilfe.
Der weitere Weg führt dann vorbei an erfrischenden Bächen und durch hübsches Waldgebiet. Besonders schwierig ist der Weg nicht, jedoch muss eine Leiter, die allerdings sehr gut befestigt ist, überwunden werden. Ein paar Drahtseile, die allerdings schon etwas älter sind, sind auch an leicht ausgesetzten Stellen befestigt.
Von der Sarotlahütte geht es dann schließlich auf einem angenehm zu laufenden Wanderweg hinunter nach Brand.
Die 5-Tages-Tour durchs Rätikon war insgesamt sehr hübsch. Sowohl landschaftlich als auch wandertechnisch bietet sie viel Abwechslung.
Von Nachteil ist allerdings, dass im Rätikon recht viele Wanderer in den Sommermonaten unterwegs sind. Wirklich einsame Flecken sind nur schwer zu finden. Gründe dafür sind zum einen die Lünersee-Seilbahn, die viele Touristen auf knapp 2000 Meter bringt, aber auch die relativ gut ausgebauten, markierten und mit vielen Hinweisschildern versehenen Wege, die größtenteils für alle Wanderer mit gutem Schuhwerk machbar sind.
Trotz allem lohnt es sich, dem Rätikon und seinen Bergen einen Besuch abzustatten.
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